ibs-Teilnehmerinnen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung
Veröffentlicht am: 15. Juli 2015StandUp gegen Diskriminierung – das war das Thema des viertägigen Seminars, das Teilnehmerinnen der gewerblichen BvB im Lidicehaus absolvierten. Schon vor einigen Monaten verschönerten Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Berufsfeld Farbe die Räume der Jugendbildungsstätte in der Bremer Neustadt. Berührungsängste hatten die Jugendlichen des ibs daher nicht, als sie nun an einem Seminar teilnehmen durften. Dort erhielten sie die Möglichkeit, sich selbst und ihre Erfahrungen zu den Themen Ausgrenzung und Diskriminierung zu hinterfragen.
Zukünftig sensibler mit Worten umgehen
„Zuerst hatte ich wenig Lust“, gibt Tabea Bogenscheider offen zu. Die Zwanzigjährige habe zunächst lediglich genossen, für vier Tage aus der täglichen Routine herauszukommen. Aber dann habe ihr das Seminar doch Spaß gemacht und sich in ihren Augen sogar gelohnt. „Ich will jetzt mehr auf meine Wortwahl achten und keine beleidigenden Worte mehr benutzen.“
Bestätigung bekommen für politische und soziale Haltung
Auf das Seminar von Anfang an gefreut hat sich dagegen Marisa Malta. Die kreative Neunzehnjährige rappt manchmal in ihrer Freizeit. „Ich bin gegen Mobbing“ heißt einer ihrer Texte, den sie auf You-Tube hochgeladen hat. Außerdem ist Malta in ihrem ibs-Jahrgang eine so genannte Streitschlichterin und setzt sich dafür ein, dass in ihrem beruflichen Umfeld gewaltfrei und konstruktiv mit Worten gestritten wird. Trotz ihrer Erfahrung hat ihr das Seminar gut gefallen. „Mitzumachen war für mich eine tolle Bestätigung. Ich weiß viel und kann meine Meinung auch vertreten, wenn es darauf ankommt.“
Mobbing: Nicht das Aussehen entscheidet darüber, welchen Charakter jemand hat
Dazu gehört viel Mut, wie Jasmin Dauer bestätigen kann. Sie hat sich ein Herz gefasst und sogar ein Referat gehalten zum Thema Mobbing in Bezug auf Aussehen. „Jemanden danach zu beurteilen, ob er dick oder dünn ist, gut aussieht oder hässlich ist, finde ich nicht in Ordnung.“ An dem Seminar teilzunehmen, würde die Dreiundzwanzigjährige jedem empfehlen. „Das Seminar war eine tolle Erfahrung“, denn die Möglichkeit, sich mit Mobbing, Rassismus und Sexismus so intensiv zu beschäftigen, „habe ich im Alltag normalerweise nicht.“
„Wir mischen uns jetzt ein!“
Im alltäglichen Verhalten und in der eigenen Einstellung hat das Seminar sogar Veränderungen bewirkt, wie Dauer und Bogenscheider schildern. Sie wollten einer Frau mit Kopftuch helfen, die wegen ihres unruhigen Kindes in der Straßenbahn von einer Mitfahrenden angepöbelt worden ist. Sie waren schon auf dem Weg zu ihr, als bereits andere couragierte Leute die Frau in Schutz nahmen und so den beiden zuvorkamen. „Ich höre bei sowas jetzt nicht mehr einfach weg“, sagt Dauer und Bogenscheider ergänzt: „Wir mischen uns jetzt ein!“
Pädagogische Forschung: Auf den Einzelnen kommt es an
Dass ein Seminar zur politischen Bildung bei den Teilnehmenden tatsächlich bewirken kann, über viele Themen anders nachzudenken und sogar anders zu handeln als vielleicht vorher, interessiert die pädagogische Forschung natürlich brennend. So auch Nils Schuhmacher. Der 42-Jährige ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an dem Forschungsprojekt „Rückgrat“ und hat die ibs-Teilnehmerinnen während des Seminars begleitet. „Eines der Ziele der außerschulischen Bildung ist, Jugendliche und junge Erwachsene für Themen zu interessieren, für die sie sich normalerweise nicht groß erwärmen können. Dabei dienten ihre oft am eigenen Leib erlebten Ausgrenzungserfahrungen als Grundlage dafür, ablehnendes Verhalten jedweder Art neu zu bewerten. Hintergrund für diese Bemühungen ist die These, dass „es immer Einzelne sind, die aktiv werden und dadurch Einfluss haben auf die gesamte Atmosphäre beispielsweise an einer Schule“, sagt Schuhmacher.
Toleranz und Offenheit am ibs selbstverständlich
Mit diesem Ansinnen trifft er im ibs auf offene Türen. „Wegen der Praxiserfahrungen für unsere Teilnehmer aus dem Handwerksbereich war die Kooperation mit dem Lidicehaus sowieso schon fruchtbar. Dass daraus noch mehr entstanden ist, freut uns sehr“, sagt Christine Gottschalch. Sie ist ibs-Bereichsleiterin Handel, Wirtschaft, Handwerk. „In unserem Leitbild vertreten wir eine dem Menschen zugewandte Haltung“, erläutert Gottschalch. „Wir tun viel dafür, gegenseiteige Toleranz und Verständnis an unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu vermitteln.“
Vernetzen und Weitergeben
Das will auch Marisa Malta, denn sie und ihre Kollegin Jasmin Dauer können sich gut vorstellen, ein ähnliches Seminar am ibs selbst anzubieten. „Zuerst vielleicht nicht ganz allein“, schränkt Malta ein und hofft, dass die Lidicehaus-Seminarleiterin Jana Sämann und ihr Kollege Oliver Guth sie unterstützen, „aber ich hätte Lust, weiterzugeben, was ich gelernt habe. Klar!“
Das ibs dankt dem Haus Lidice Bremen, insbesondere Jana Sämann und Oliver Guth.
Informationen:
- Respekt und Toleranz sind die Grundlage für friedliches Zusammenleben aller Kulturen und Religionen. Das lernen und leben wir an der ibs Bremen. Unsere facebook-Plattform mit vielen Videos zum Thema: ibs ist bunt
- Angebot der ibs für Jugendliche auf dem Weg in den Beruf: Berufsvorbereitung ibs
- Gemeinnützige Jugendbildungsstätte: Lidicehaus Bremen
- Außerschulische Bildung in der Forschung: Das Forschungprojekt „Rückgrat“
Copyright © Juli 2015 ibs Institut für Berufs- und Sozialpädagogik gGmbH Verfasserin: S. Höstermann