Gelungener Theorie-Praxis-Transfer in OHZ

Veröffentlicht am: 20. Juni 2016

Ein Beispiel für den gelungenen Theorie-Praxis-Transfer in der Altenpflegeausbildung war das Projekt „Förderpflege bei alten Menschen mit Demenz“ in der Berufsfachschule Altenpflege Osterholz-Scharmbeck.

Um die theoretischen Inhalte der Altenpflegeausbildung in die altenpflegerische Praxis zu transferieren, geht die Berufsfachschule Altenpflege in Osterholz–Scharmbeck ganz pragmatisch vor.

Theorie und Praxis in der Altenpflegeausbildung verknüpfen

Schulleiterin Mechthild Schöller-Stindt und ihr Team verlagern Theoriestunden in Praxiseinrichtungen: „Dadurch können die Schülerinnen und Schüler ihr erlerntes Wissen unmittelbar in die Pflegepraxis übertragen und dort anwenden.“

Auch in diesem Jahr nutzen die angehenden Altenpfleger in OHZ den Projektunterricht und entwickelten in der Schule ein förderpflegerisches Angebot für alte Menschen mit Demenz. Das Schwerpunktthema lautete „Reisen“.

Nützlicher und interessanter Projektunterricht

Der Unterricht aller beteiligten Lernbereiche behandelte im Vorfeld die notwendigen fachwissenschaftlichen Inhalte. Diese Fachtheorie bildete die Grundlage für die förderpflegerischen Konzepte der vier Projektgruppen.

„Die kognitiven, emotionalen und motorischen Fähigkeiten der alten Menschen sollten bei den Beschäftigungsprojekten im Mittelpunkt stehen“ erläutert Schöller-Stindt das Ziel der Konzepte. Es ging darum, die Sinne anzuregen, Erinnerungen zu wecken und den alten Menschen als individuelle Person wahrzunehmen und zu unterstützen. Die Herausforderung für die Schüler bestand einerseits darin, eine berufliche Handlungssituation zu antizipieren ohne den jeweiligen demenziell erkrankten Menschen zu kennen, um dann andererseits das Konzept in der realen Situation personenbezogen anzuwenden.

Konkreter Projektablauf in den Altenpflegeeinrichtungen

Alle vier Projektgruppen hatten die gleiche Aufgabe in ihrer jeweiligen Einrichtung. Zu Beginn der viertägigen Begleitung und Betreuung wurde mit den Bewohnern ein altbekanntes Lied – beispielsweise „Hoch auf den gelben Wagen“, gesungen. Danach stellen die Schüler den Ablauf des Vormittags vor; ein Thema war „Reisen an die Nordsee“.

Die Bewohner konnten nun erzählen, wie sie früher an die Nordsee gereist sind bzw. warum sie nicht reisen konnten. Um die Situation erlebbar zu machen, hatten die Schüler Fotos, Muscheln und Sand mitgebracht. Diese Materialien dienten als Erinnerungsanreize und daraus wurden dann gemeinsam mit den Bewohnern Bilder gebastelt. Als Zwischenmahlzeit boten die Schüler Fingerfood an: Fischhappen, Obsthappen oder gestifteltes Gemüse mit verschiedenen Dips und als Getränk Ostfriesentee. Dazwischen und zum Abschluss wurden gemeinsam verschiedene Reise-Lieder gesungen.

Altenpflegeschüler präsentieren Projektergebnisse

Am 9. Mai 2016 präsentierten die Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse. Dazu wurden die Praxisanleitungen und Pflegedienstleitungen der Einrichtungen eingeladen. Alle Anwesenden waren von den Ergebnissen des Projektes begeistert und zugleich überrascht. Begeistert, weil die Schüler ihre Ergebnisse auf sehr kreative Weise präsentierten und die gelungene Beziehungsgestaltung zwischen dem demenziell veränderten alten Menschen und der zukünftigen Pflegefachkraft sehr deutlich wurde.

Überrascht, weil die angenommenen krankheitsbedingten kognitiven Verluste der Bewohner durch die zugewandte und unvoreingenommene Zuwendung der Schüler nur wenig zum Vorschein kamen. Trotzdem trat das „Personsein“ des jeweiligen alten Menschen ganz deutlich hervor. „Das wird sonst in der normalen pflegerischen Routine kaum wahrgenommen“ sagt Mechthild Schöller-Stindt dazu.

Gelungene Lernform für Theorie-Praxis-Transfer

Alle Beteiligten bewerteten diese Lernform des Theorie-Praxis-Transfers als sehr wichtig und nützlich. Sowohl die Lehrenden als auch die Lernenden waren am Ende des Projektes der Ansicht, dass in den vier Praxistagen mehr Grundlegendes beobachtet und erlernt wurde als im normalen Unterricht – selbst bei bester Vermittlung.

Copyright © Juni 2016 ibs Institut für Berufs- und Sozialpädagogik e. V., Text/Fotos: M. Schöller-Stindt