Altenpflegeschüler engagiert für Gewaltprävention

Veröffentlicht am: 2. Dezember 2016

„Opfer oder Täter“ war Ende Oktober das Thema des vierten Fachtags zur Gewaltprävention in der Pflege. 30 Schüler der Bremer ibs-Altenpflegeschule stellten in verschiedenen Szenen beeindruckend dar, wo Gewalt beginnt und wohin sie führen kann. Die ibs Akademie reagiert seit 2012 mit der Weiterbildung zum Präventionsbeauftragten in der Pflege.

Vierter Fachtag zur Gewaltprävention in der Pflege – ibs von Anfang an dabei

Die Diskussion über das Thema Gewalt in der Pflege hält bis heute an. Ende 2012 wurde bundesweit ein Fall öffentlich, bei dem der Sohn einer an Demenz erkrankten 85-jährigen Frau mit versteckter Kamera die Misshandlungen seiner Mutter in einem Bremer Pflegeheim filmte. Schnell kamen in Bremen die Heimaufsicht, Pflegefachkräfte, die ibs-Akademie und Expertinnen aus Qualitätsmanagement zusammen und suchten nach Lösungswegen. Ein Ergebnis war die Fachtagung „Neue Wege gegen Gewalt in der Pflege“, die am 27. Oktober 2016 zum vierten Mal stattfand.

Experten sind sich einig: Gewalt in der Pflege beginnt über die Sprache

Rund 100 Teilnehmer aus der Pflegebranche hatte der Fachtag in der KulturAmbulanz des Krankenhaus Bremen Ost. Sabine Nowack, Leiterin des Referats Ältere Menschen, betonte in ihrem Grußwort wie wichtig es sei, das Thema Gewalt schon in der Ausbildung von Pflegekräften zu behandeln. Der bekannte Pflegewissenschaftler Dr. Heiner Friesacher verwies in seinem Fachvortrag darauf, dass die ersten Schritte zu Gewalt über Sprache erfolgen. Eine distanzierende und herabsetzende Sprache würde die Identifikation mit dem Gegenüber verhindern, so der Experte. In den anschließenden Workshops hatten die Teilnehmer Gelegenheit, die verschiedenen Aspekte der Entstehung von Gewalt näher zu beleuchten.

Beeindruckende Szenen von den Schülern der Altenpflegeschule Bremen

Nicht nur der Zusammenhang von Sprache und Gewalt wurde von den Altenpflegeschülern auf der Bühne eindringlich dargestellt. Die Zuschauer reagierten zum Teil sehr berührt, es herrschte betroffene Stille. Unter der Leitung der Theaterpädagogin Helle Rothe hatten die Schülerinnen und Schüler intensiv an den verschiedenen Szenen gearbeitet. Dorothee Dolkemeyer, Leiterin der Altenpflegeschule Bremen, ist stolz auf das besondere Lernerlebnis ihrer angehenden Pflegefachkräfte: „Die Vorbereitung der Szenen, die Darstellung auf der Bühne und die Vertiefung in den Workshops hat allen viel Freude gemacht und ermöglichte eine Auseinandersetzung mit dem Thema auf unterschiedlichen Ebenen“.

Prävention von Gewalt in der Pflege – wichtiges Thema in der Aus- und Weiterbildung des ibs

Seit Jahren ist die Gewalt in der Pflege ein Thema im Unterricht der Altenpflegeschulen des ibs. Dabei geht es nicht nur um die verschiedenen Formen von Agression, die vom Pflegepersonal ausgehen kann. Auch die verbale und körperliche Gewalt gegen Pflegende, die also von den Pflegebedürftigen selbst erfolgt, ist Unterrichtsgegenstand. So gab beispielsweise 2015 in der Berufsfachschule Altenpflege in Osterholz-Scharmbeck ein Pflegeforschungsprojekt „Gewalt gegen Pflegende“.

Die ibs Akademie bildet seit 2012 berufsbegleitend und als Inhouse-Seminar Präventionsbeauftragte in der Pflege aus. Diese Experten sind Ansprechpartner für Mitarbeiter, Bewohner und Angehörige, beraten im Alltag und deeskalieren in schwierigen Situationen. Der nächste Kurs zum Präventionsbeauftragten in der Pflege beginnt im Herbst 2017.

Copyright © Dezember 2016 ibs Institut für Berufs- und Sozialpädagogik e. V. Verfasserin: M. Witte